Buch
03B0
ROY BOSIER
Ballettänzer
Modedesigner
Clown
Kostümbildner
Lehrer
Bewegungstrainer

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Schauspieler
Choreograf
Patomime-Künstler

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vater
Quartiergeist
Buch
06B0
Physiotherapeut

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Buch
07B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
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11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
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28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
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Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
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Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
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Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
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11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
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Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
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11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
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28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Kiste
17B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Buch
18B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
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11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Kiste
20B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Kiste
21B0
Red Briefcase
24B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Kiste
24B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Mimi di Roma

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
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11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
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28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
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Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
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Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Black Briefcase
27B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
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11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Kiste
30B0
Kiste
31B0
Kiste
33B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Kiste
35B0
Buch
41B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
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11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Anhang
00B0

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Nachruf Roy Bosier

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

Roy Bosier, Choreograf Schattenmann des cineastischen Hochadels

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

For Roy

Vögel im Eisschrank

Buch
03B7

Vögel im Eisschrank, Roy Bosier und Julie Goell

Vögel im Eisschrank

Buch
3B10

Foto: Julie Goell (links) und Roy Bosier (rechts)

Claudia Cardinale

Buch
06B13

Roy Bosier und Claudia Cardinale

Buch
6B14

Spektakel ohnegleichen

  • Bildbeschrieb 

    Auserlesene Unterhaltung: «Peter Brogles Schaubude»

Spektakel ohnegleichen

Seit Donnerstag gastiert Peter Brogles Schaubude auf der Schanze, St.-Ursen-Bastion, in Solothurn. Die Schaubuden-Mimen, Musiker, Clowns, Schauspieler, Sänger, Akrobaten unterhalten das Publikum bis zum 8. August mit «Sensationen, Illusionen, Konstruktionen, Destruktionen, Billionen, Depressionen». Und das auf bestechende Weise.

Die Schaubude ist ein Spektakel ohnegleichen, das Programm glänzend serviert, eine Mischung aus Theater, Variété, Budenzauber und Zirkus. Das «hochgeehrte Publikum» wird in eine grenzenlos schöne Welt toller Verspieltheiten» entführt: Menschen werden hervorgezaubert und verschwinden auf ebenso unbegreifliche Weise. Eine Dame wird in drei (fast) gleiche Teile «zersägt» und führt dem erstaunten Publikum anschliessend verrückte Tänze vor – ein Phänomen, unbeschreiblich faszinierend. «Direktor» Peter Brogle, der mit seinen «gut dressierten» Leuten die Ehre hat, Vorstellungen zu geben, übertreibt nicht, wenn er im Programmheft sich über die eigene Vorstellung mit den Worten «Da ich mit Recht sagen kann, dass ich in dieser Aufführung keine Konkurrenz habe…», äusserst. Während im ersten Teil des Programms das Variétéhafte dominiert, wird das Publikum im zweiten Teil durch das Illusionistische in den Bann gezogen: köstlicher Tingeltangel – riesige Show: Schaustellerei, Verwandlungskunst – Nachdenkliches. Das gesamte Programm zu beschreiben, erscheint unmöglich; man muss es gesehen haben.

Ein begeistertes Publikum klatschte sich an der Premiere vom Donnerstag die Hände wund. Peter Brogle möchte mit seiner Schaubude «dem Publikum Vergnügen bereiten, ein Lächeln oder ein Lachen abgewinnen, die Zuschauer zum Staunen bringen und sie zwischendurch auch ein wenig nachdenklich stimmen» – was ihm voll und ganz gelingt. 

Buch
07B01

August 1989

Solothurner Zeitung

Ursula Jeger

«Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren»

Buch
07B05

Humor und Tragik in Pantomime

Humor und Tragik
in Pantomime

«I GESTI DI ROMA» gastieren im Feierabendhaus Ludwigshafen

Nach dem Thema einer der vielen, sehr verschiedenartigen Szenen nennen die Pantomimen «I GESTI DI ROMA» ihr Programm «Der Pyrrhus-Sieg». Im Feierabendhaus Ludwigshafen war das Ensemble zu Gast, ein guter Ruf ging ihm voraus, denn es war beim Berliner Theatertreffen wie bei den Maifestspielen in Wiesbaden sehr erfolgreich. Man lernte die Pantomimen kennen, die zu den besten ihres Fachs gehören. Vielseitig begabt, erwiesen sie sich als humorvolle Spassmacher, virtuos in der Körperbeherrschung und tiefsinnig in der Gestaltung von Menschen unserer Zeit.

Ein «Pyrrhus-Sieg» ist der Gewinn einer Gold-Medallie. Der umjubelte Sportler gerät schnell in Vergessenheit, immer wieder poliert er seine blitzende Auszeichnung, doch andere Rekorde haben ihn längst unbedeutend und für die Menge uninteressant gemacht.

In der Szene «Rendez-vous» hat sich ein Paar an einem belebten Platz in einer Grossstadt verabredet. Sie sehen sich, können sich wegen des sie trennenden Verkehrsbetriebs aber nicht erreichen. Nun hasten sie durch die Strassen, Unterführungen, Übergänge, um schliesslich wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es gibt kein Zusammenkommen.

Vor dem Fernsehgerät sitzen drei Menschen. Wie erstarrt, wie isoliert sie sind, wird durch die Masken verdeutlicht, die ihre Gesichter verbergen. Sie sind keine Individuen mehr, wurden Teil der beherrschenden Technik. Die drei Akteure: Juli Goell ist Amerikanerin, gründete in Boston das «Pocket Mime Theatre», trat in Rom als Schauspielerin auf. Roy Bosier ist ein in Schottland geborener Schweizer, der in Zürich als Solotänzer bekannt wurde und in Italien in zahlreichen Filmen mitwirkte, auch in Fellinis «die Clowns». Don Jordan kam von Amerika nach Frankreich, trat in der «Comédie Francaise» auf, war Mitglied der Schweizer Gruppe «Mummenschanz» und gesellte sich zu den «I GESTI».

Sie weckten in Ludwigshafen Lachstürme als drollige Clowns, als komische Jongleure und mit der Parodie auf Zauberkünstler. «Die Schwarze Spinne» war mit Abstand die stärkste Leistung. Wie Julie Goell ohne Requisiten, lediglich durch völlig überzeugende Gesten und die Bewegungen ihres gelenkigen Körpers zeigte, wie eine Spinne ihr Netz knüpft, das Männchen (Roy Bosier) tötet und als ausgesaugte Hülle zurücklässt, um dann im Mittelpunkt ihres Netzes auf Beute zu lauern, das war Pantomime in höchster Vollendung.

Leider stand diese virtuose Nummer am Schluss des ersten Teils, der zweite, von dem man sich Steigerungen erwartet hatte, enttäuschte dann ein wenig. Doch das animierte Publikum spendete den stürmischen Schlussbeifall, der dem Gesamt-Programm durchaus gebührte.

Buch
07B06

Unbekannt

Pantomime zum Nachdenken

Pantomime zum Nachdenken

Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett und Kurzweil

Sie setzen sich Masken auf und halten uns den Spiegel vor. Trotzdem – kein Lehrstück für Wohlstandsbürger, sondern clowneske Spielereien mit menschlichen Eigenarten. Auch wenn das Lachen gelegentlich im Halse stecken blieb, der Pantomimeabend von «I Gesti di Roma» war köstliche Kurzweil.

Roy Bosier hat «I Gesti di Roma» gegründet. Erster Tänzer im Zürcher Opernballett, Filme mit Sergio Leone, Polansky und Fellini (von Bosier stammt u.a. die Choreographie zu «Satyricon»), Studien bei Marcel Marceau – einige Stationen aus seinem Leben. Partnerin Julie Goell kommt aus den USA, Hat dort studiert und ein Theater gegründet, arbeitet heute häufig beim Film. Der dritte Pantomime ist Dan Jordon, ebenfalls Amerikaner, Lecoq-Schüler und bis vor kurzem in der weltbekannten Gruppe «Mummenschanz» engagiert.

Das Programm der drei brillanten Künstler ist eine Mixtur aus Commedia dell'arte, Burleske, Kabarett, Mimik und Tanz. Alles wirkt improvisiert und doch perfekt. Sie spielen dabei weniger für, denn mit dem Publikum.

Ein wichtiger Aspekt: das Moment der Überraschung. So beginnt der Abend auch: Die Pantomimen erscheinen im Parkett und schaffen erstmals Verwirrung. Sie verteilen Kekse, telefonieren und suchen die Künstler. Als diese auf sich warten lassen, ergreifen sie selbst die Initiative und erklimmen vorsichtig die Bühne.

Roy Bosier als egozentrischer Pianist (hier kommt sein Charakterkopf besonders zur Wirkung), Julie Goell in Gestalt einer schwarzen Spinne, die täuschend echt ein Netz knüpft und sich wie so oft, als enorm verwandlungsfähiges Energiebündel entpuppt. Oder Dan Jordan, ein verträumter Jongleur, frei nach Charlie Chaplin. Im Trio sind sie noch besser. Eine chinesische Zaubershow stellt dies hervorragend unter Beweis. Spitzig, vital und komödiantisch.

Sie malen eine Welt, makaber, grausig und grotesk, in der es nur noch um Leistung und Auslese geht. Die Technik beherrscht den Menschen. Eine fantasievoll gestaltete Wohlstandssinfonie, die kein gutes Ende finden kann. «I Gesti di Roma» parodiert, persifliert und pervertiert den Fluch der Zivilisation.

Viel Beifall und Bravos für einen aussergewöhnlichen Abend: Pantomime als intelligenter Spass zum Nachdenken.

Buch
07B08

Montag, 10. Dezember 1979

Landeszeitung

hjr

Tricks und Magie

Buch
07B12

24.09.1980

Kölner Stadt-Anzeiger

Hereinspaziert!

Buch
07B13

Weitere Vorführungen im
Aargau «Hereinspaziert»

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 1

    Peter Brogle 

  • Bildbeschrieb 2

    Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julie Goell (zweite von rechts)

  • Bildbeschrieb 3

    Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Buch
07B17

11. Mai 1979

Wochenblatt des sozialen Kapitals

Peter Brogles Schaubude

Bild links oben: Peter Brogle 

Bild rechts oben: Christoph Marthaler (links), Dodo Hug (ganz rechts), Julia Goell (zweite von rechts)

Bild unten: Roy Bosier (unten links), Julie Goell (mitte), Christoph Marthaler (oben rechts), Dodo Hug (unten mitte)

Peter Brogles Zauberzelt

  • Bildbeschrieb 01

    Mimen als Musiker, Dominic von Gurten, Madame Ddodo, Julie Goell, C. Traugott Marthaler, Roy Bosier.

  • Bildbeschrieb 02

    Die vom Schaubuden-Direktor dreifach zersägte Jungfrau leidet still und augenrollend vor sich hin.

  • Bildbeschrieb 03

    «I love Paris in the morning …» der Uraltevergreen in der Version des «einmaligen Musikdirektors, Herrn Traugott», mit bürgerlichem Namen Marthaler.

  • Bildbeschrieb 04

    Die 7. Generation der Landi-Sisters: Madame Dodo mit Gipsbein und Piaftimbre und «das inernationale Medium» Julie Goell, unterstützt von Kraftmeier Dominic von Gunten.

  • Bildbeschrieb 05

    Lebendige Abnormitäten waren schon immer die besondere Attraktion der Schaubude.

Buch
07B18

Kiste
17B03

Kiste
17B05

L'art de mime

Buch
18B19

1963

Rom

Film «L'art de mime»

Les marches

Blanche Cardinale

Kiste
20B01

Roy Bosier und Blanche Cardinale

Teatro Studio

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Kiste
20B06

Teatro Studio

Roy mit Schülern

Roy Bosier (links), Claudio Conti (zweiter von links), Lidia Biondi (zweite von rechts), Alessandra Dal Sasso (ganz rechts)

Mimenstudien mit Julie Goell

Kiste
20B10

Roy Bosier und Julie Goell

Mimestudio Rome

Mimestudie Actorstudio Rome

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Mimestudie Actorstudio Rome

Mimestudio Rome 1965

Kiste
20B18

Mimestudio Rome 1965

I Gesti di Roma

Red Briefcase
24B06

Don Jordan (links), Max Ramp (mitte oben),

Roy Bosier (mitte unten), Julie Goell (rechts)

Pulcinella e Pantomime

Red Briefcase
24B15

20.Juni 1967

Roy in Rom

Red Briefcase
24B18

Der Rote Blau

Red Briefcase
24B24

1971

Drehbuch

Der Rote Blau

Akt ohne Worte

Red Briefcase
24B28

Roy Bosier in Becketts Akt ohne Worte

Regie: Giorgio Strehler

Giorni felici

Red Briefcase
24B29

Brief an Manfred Neu

Red Briefcase
24B32

10. Mai 1980

Brief an Manfred Neu

Theater in der Garage

Neues Programm I GESTI DI ROMA

Francesco Bertolazzi investigatore

Kiste
24B01

FBI - Francesco Bertolazzi investigatore, TV Miniserie 1970

Roy Bosier (links) und Ugo Tognazzi (rechts)

Mimi di Roma

Kiste
24B04

Compagnia Mimi di Roma

Copyright by Blanche Cardinale, Roma

Alessandra dal Sasso

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Kiste
24B06

Teatro Studio

Roy war ein grosser Künstler und wunderbarer Meister der Pantomime und des Lebens.

Die Kunst der Pantomime und der Clownerie kam ihm natürlich, wie eine perfekte Kombination aus Technik und Poesie. Bei der Arbeit war er immer offen, dennoch in bestimmten Punkten einfach kompromisslos: Aufmerksamkeit, Hingabe und Pünktlichkeit. Roy fand Lösungsschlüssel zu allerlei möglichen Problemen. «Ich weiss, wie man’s macht», sagte er immer – und es stimmte! Er fand Lösungen mit grosser Einfachheit und Lebensfreude, was eigentlich die Grundlage seiner gesamten Existenz war. Seine positive Einstellung flösste uns allen eine ungeheure Menge Energie ein. Es verband uns eine tiefe Freundschaft und ich danke ihm für alles, was er mich als Künstler und Mensch gelehrt hat. Ich werde ihm dafür immer dankbar sein. Roy wusste Qualen und Zweifel zu deuten. Er wusste, wie man zuhört, wie man Horizonte öffnet und wie man vorbehaltlos liebt. Roy hat mich mit einer inneren Disziplin ausgestattet und mein Selbstvertrauen gestärkt, er hat in mir ein Selbstwertgefühl zum Vorschein gebracht, von dem ich vorher nicht wusste, dass dieses überhaupt in mir steckt. Ich hatte grosses Glück, ihm auf meinem Weg zu begegnen, denn er veränderte den Lauf des Lebens von uns allen – Studenten und Mitarbeiter. Und das, obwohl es das Schicksal hart mit ihm meinte. Trotz körperlicher Schwierigkeiten, Roy suhlte sich nie im Selbstmitleid. Im Gegenteil, jede seiner «GESTEN» drückte Stolz, Würde und Ironie aus. Sein Haus in Rom sah aus wie ein origineller, fröhlicher, bizarrer Vergnügungspark, geschmückt mit bunten Glühbirnen, welche bei jedem Klingeln der Tür und des Telefons aufleuchteten. Roys ganzes Leben war und bleibt ein künstlerischer und kreativer Ausdruck, gekrönt von seinem begehrtesten Geschenk: Seiner geliebten Tochter Sara.

Alessandra dal Sasso

Programmflyer Komödie Basel

Black Briefcase
27B03

1. Juli 1956

Komödie Basel

 

 

Die Sprache des Körpers

  • Bildbeschrieb 

    Bringt Schauspielern das «Prügeln» bei: Roy Bosier aus der Schweiz

Zur Person

Die Sprache des Körpers

Ein ausdrucksstarkes Gesicht; dunkle, wache Augen, die jede Regung begierlich aufnehmen. Indizien, die für Roy Bosier unverzichtbar sind. Sie prägen sein Leben. Die Frage nach seinem Beruf beantwortet der 56-jährige Schweizer mit offenem Lachen und einer langen Aufzählung: Tänzer, Clown, Choreograf, Regisseur, Physiotherapeut, Schauspieler, Kampftrainer, Modeschöpfer und und und …

Ebenso lang ist die Liste der Regisseure, mit denen Bosier als Schauspieler oder Bewegungstrainer zusammengearbeitet hat: Leone, Fellini, Visconti, Polanski, Lina Wertmüller, Strehler, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Einen Eindruck von der Exaktheit seiner Arbeit gewinnt, wer sich die Schlägereien in Leones Film «Spiel mir das Lied vom Tod» ansieht. Zur Zeit leitet Bosier am Hamburger Schauspielhaus in Michael Bogdanovs Reinecke-Fuchs-Produktion das Training der Schauspieler. Zu Saisonbeginn wirkte er bei «Edmund» mit, und auch die Prügelszenen in «Liebestoll» tragen seine Handschrift.

Körpersprache und Bewegungsabläufe standen schon immer im Mittelpunkt seines Interesses. Sie erzählen ihm mehr über einen Menschen als dessen Biografie. Bereits mit vier Jahren lernte der Schweizer tanzen, seit seinem 21. Lebensjahr trainiert er Schauspieler und Tänzer. Jahrelang war er ausserdem in Paris als Modeschöpfer tätig. Ende der 50er-Jahre gab er diese Tätigkeit auf. Ihm fehlte es an der nötigen Zeit. Aber hin und wieder lässt er es sich nicht nehmen, für eine Produktion die Kostüme zu entwerfen.

Mit 20 Jahren begann er eine Ausbildung als Physiotherapeut, machte eine eigene Praxis auf, in der er auch heute nur noch einmal in der Woche arbeitet. In jedem Sommer, wenn die Theater Ferien machen, bietet der 56-Jährige in der Nähe von Florenz Kurse in verschiedenen Disziplinen an.

Seit etwa zwei Jahren kommt Bosier kaum noch zur Ruhe. Bei elf bis dreizehn Produktionen im Jahr bleibt ihm wenig Zeit für seine Frau und seine kleine Tochter Sarah, die in Zürich leben. Er ist ein ewig Reisender zwischen Paris, Rom, Mailand, Zürich, Stuttgart und Hamburg.

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Steppenwolf

Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

ROY BOSIER, founder of I GESTI, studied mime in Paris with Decroux and Marceau, performing concurrently as principal character dancer in the company of Sarakof. Among his many filmcredits, BOSIER has worked with film directors Sergio Leone, Roman Polanski and Lina Wertmuller. He will best be remembered by American audiences for his performance in “Steppenwolf” and as the trumpet-playing Bario in Fellini’s “The Clowns”.

JULIE GOELL studied mime, dance, acting and diraction in Boston, where she founded the Pocket Mime Theatre. She has toured in the U.S. as cabaret solist. JULIE now resides in Rome where she works in T.V. and cinema. She has been with I GESTI for 3 years.

“an ingenious crescendo of invention and elaboration of gesture”
L’Unita, Rome

“She’s American, he’s Scottish with a Swiss passport. Both live in Rome, they speal to each other in Italian and communicate to the world with the silent art of mine.”

“a jewel […] not to be missed”
The Messagero, Rome

„ironic and incisive“
Stuttgarter Zeitung

Black Briefcase
27B25

I GESTI DI ROMA – MIME CLOWNS

7 donne per i McGregors

Kiste
33B01

1967, Italien 

7 donne per i McGregors

Regie: Franco Giraldi

Roy Bosier als Apache (mitte)

Buch
41B03

Kontaktbogen

Buch
41B14

Mit Olli Hauenstein und Sara Bosshard

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Nachruf

Nachruf Roy Bosier

Wer ihn gekannt hat, gibt dem Satz auf der Todesanzeige recht: «Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen.»

Vor dreizehn Jahren lernte ich Roy Bosier kennen. Er suchte einen Nachfolger für die Kinderakrobatik im GZ Altstadthaus, wo der damals über sechzigjährige Roy noch Purzelbäume und Strecksprünge selber vorturnte. Im kleinen Souterrain des Altstadthauses herrschten klare Strukturen; Disziplin war eines der Worte, welches den kleinen Kinderohren beharrlich vertraut gemacht wurde. «Disziplin» sagte Roy, doch Sanftmut und Mitgefühl sprachen seine Augen. Seine grosse Menschenkenntnis sowie sein ausserordentliches Gespür machten ihn zu einem grossen Lehrmeister, der es verstand, Menschen zu führen, und er wusste, worauf es ankam: Beharrlichkeit, Direktheit, immer ein offenes Ohr und einen wohlgemeinten Rat, Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und vor allem eine Extraportion Humor.

Gelacht wurde viel in der kleinen Wohnung am Predigerplatz, bei einem Kaffee oder einem Teller Spaghetti. Wann immer ich spontan zu Besuch kam, erwies sich Roy als höflicher Gastgeber, interessierter Gesellschafter und leidenschaftlicher Humorist.

Mit Leidenschaft hat denn auch Roy Bosier seinen glamourösen Lebensweg beschritten: 1931 in Schottland geboren, verliert er mit vier Jahren nahezu sein ganzes Gehör und bekommt drei Jahre später, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt, Förderung im Lippenlesen. Es folgt ein Handelsdiplom, Ballettstunden, eine Handwerkslehre als Kürschner und der Abschluss der Modeklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von dort geht es nach Paris, wo er an der Seite von Pierre Cardin zunächst als Praktikant, später als Mitarbeiter dessen Modekollektion entwirft. Gleichzeitig lässt sich Roy von Altmeister Etienne Decroux als Pantomime ausbilden und trifft dort auf Jean-Louis Barrault, Giorgio Strehler und Marcel Marceau, die bald zu seinen grössten Förderern zählen. Marceau empfiehlt ihn als Lehrer an die römische Filmschauspielschule, wo er unter anderem Claudia Cardinale unterrichtet. Es folgen Filme mit Sergio Leone, Roman Polanski und Frederico Fellini, sowie Engagements am Piccolo Teatro Milano und die Gründung seiner eigenen Schule, dem Teatro Studio in Rom.

Später zieht es Roy nach Zürich zurück, an den Predigerplatz, wo er eine Familie gründet und seine Tochter Sara 1983 zur Welt kommt. Jetzt verpflichtet sich Roy dem Schauspielhaus Zürich als Choreograph, Fechtmeister und Körpertrainer und spielt gelegentlich selbst.

Mittlerweile hat sich Roy als Physiotherapeut weitergebildet und eignet sich bis zuletzt zahlreiche Heilpraktiken an, um seine «guten Hände» in den Dienst der unmittelbaren Menschlichkeit zu stellen. Auch in diesem Sinne gründet er den Turnverein der Altstadt.

Roy hat die Menschen studiert, die Kunst und das Leben; selten trifft man jemand mit solch einer Beobachtungsgabe und Einfühlsamkeit, mit solch wachen und blitzenden Augen und einem so fröhlichen und grossen Herz.

Alles, was er bekommen hat, hat er weitergegeben. Einer der ganz grossen Lehrer und Menschen ist da gegangen, aus unserer Mitte, hier in der Altstadt. – So werde ich den Duft seiner Tabakpfeife in den Gassen und sein liebevolles «Ciao ciao» vermissen.

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Schattenmann des cineastischen Hochadels

Roy Bosier, Choreograf – Schattenmann des cineastischen Hochadels

Viele schätzen seine Gegenwart, wenige kennen seine Vergangenheit, die glamouröse Karriere von Roy Bosier, seit 1954 temporär, seit 1987 exklusiv Choreograf am Schauspielhaus - und seit je: Zudiener des Lichts und der schönen Gesellschaft. Ab Samstag wird er in Meret Matters Inszenierung von «Wilhelm Tell» am Pfauen für einmal zu sehen sein. In einer stummen Rolle.

Es gibt Menschen und Menschen. Zu Letzteren gehört Roy Bosier. Einer, der wenig Platz braucht, sich wenig Platz nimmt, doch wenn er sich dort regt, sollte man genau hinsehen. Dann wächst der Mime und Nebendarsteller Bosier in den Hauptdarsteller Bosier hinein, der er geworden wäre, hätte er selber am Rad des Schicksals gedreht. Das Schicksal aber wählt seinen eigenen Kurs. Und so musste, 1935 in Schottland, ein vierjähriges Kind durch Krankheit nahezu sein gesamtes Gehör verlieren. Um drei Jahre später, als Flüchtling in einem Kinderheim in Lenzerheide, zum dritten Mal neu sprechen und zweifach neu lesen zu lernen. Nun auch von den Lippen. «Es war», sagt Roy Bosier später, «eine furchtbare Zeit!» Heute könnte er das in nicht weniger als in viereinhalb Sprachen äussern (plus in Ungarisch und Schwedisch, das er sich aus amourösen Gründen beigebracht hat).

Den Fallstrick in die Strickleiter, das Furchtbare ins Fruchtbare wenden, das scheint Bosiers Talent. Talent? Damit kann er wuchern: In Zürich besucht er die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule und wird von dort nach Paris gerufen. Von Pierre Cardin! Er entwirft Kostüme für die «Folies-Bergère», arbeitet vor Modeschauen von morgens sechs Uhr bis nachts um zwei, hat Erfolg links, bekommt Applaus rechts - und findet das alles bald ziemlich öde. Zu wenig kreativ. Viel mehr interessiert ihn die «Mime corporel dramatique», das Dramakonzept, das er bei Etienne Decroux lernt. Zeit seines Lebens ist der grosse Meister auf der Suche nach Methoden der Körperarbeit, die es dem Bühnendarsteller ermöglichen, seinen physischen Ausdruck ebenso präzise zu beherrschen wie der Sprechschauspieler seine Stimme. Genau das deckt sich mit Bosiers Wunsch und Suche; er wird erkannt, in seiner ausserordentlichen Intuition und in seiner pädagogischen Begabung: Die Decroux-Schüler Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler zählen bald zu den grössten Förderern von Pierre Cardins Noch-Modeschöpfer - Bosiers zweites Leben beginnt.

Marceau empfiehlt ihn an die römische Filmschauspielschule VIDES - und Bosier wird der Lehrer aufstrebender Kinohoffnungen: Claudia Cardinale, Ugo Tognazzi, Rosanna Schiaffino, Paola Pitagora. 1963 gründet er gemeinsam mit dem damaligen Presidente der RAI Televisione Italiana seine eigene Schule, das Teatro Studio Roma. Bald braucht der Maestro svizzero mit der sprichwörtlichen Menschenkenntnis und mit Decroux im Gepäck mehr Hände, als er hat, um die Angebote aus Film und Theater auszuschlagen. «Ja» sagt er zum Regisseur Sergio Leone, der ihn verschiedentlich, neben Rod Steiger und James Coburn in «Giù la testa» («Die Todesmelodie»), vor die Kamera bittet. «Ja» erwidert er auch Federico Fellini, der sich ihn als Choreografen wünscht, für «Satyricon», «Roma» «The Clowns»…

Daneben bildet er sich weiter, immer weiter, wird auch Physiotherapeut und massiert, morgens um sechs Uhr früh, bevor er als Direttore des Teatro Studio amtet, Privatpatienten wie den italienischen Produzentenmogul Dino di Laurentiis. Als Giorgio Strehler ihn nach Mailand einlädt und als Beckett-Schauspieler auf die Bühne des Piccolo Teatro holt, beschliesst Bosier: «Basta! Finito!» Nach rund 400 umjubelten Vorstellungen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, zerrissen zwischen Engagements in Italien, Spanien, Deutschland, zieht er sich zurück. Nach Zürich. Das auf ihn gewartet hat, schon lange. Seit 1954 war Bosier auf der Durchreise immer wieder am Schauspielhaus tätig gewesen; ihn exklusiv ans Haus zu binden, gelingt erst 1987. Seitdem ist er hier der einzig feste Choreograf und Bewegungslehrer für Fechten, Akrobatik, Kampfszenen, Schlägereien …

Den Unterricht sieht er philosophisch: «Ein guter Pädagoge beobachtet den Schauspieler und hilft ihm zu finden, was er kann, wie er sich fallen lassen kann.» Fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen, fallen, sich fallen lassen und wieder aufstehen … von wem könnte man das besser lernen als von einem, der die Energie des Falls in seinem Leben dazu genutzt hat, auf eigenen Beinen zu stehen?

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

For Roy

For Roy

I met Roy in the fall of 1972 in Rome. Jurgen Muller insisted I come visit Teatro Studio to meet the clown/mime he was taking classes with. “He might give you a job”, he said. That was something I desperately needed, so I jumped in my little red Opel station wagon, drove up the Gianicolo, walked through the hidden garden by the goldfish pool, climbed up the winding staircase, and sat waiting outside the studio door. From inside came a somewhat frightening voice yelling “Un, deux, trois, quatre!” Sounds like boot camp, I thought. Suddenly the door burst open and out came a man with wild curls surrounding a shiny bald head, looking vaguely like Beethoven in an inspired moment. Then he smiled, and everything changed. He shook my hand, and in his few words of English asked me if I could teach acrobatics. I said yes. Can you start Monday? Yes. So began a collaboration and a friendship that was to influence and inspire me for much of the next 30 years.

During Christmas, classes at Teatro studio would break for the holidays. Roy and most of the students we’re going off to Switzerland and points north for the next few weeks. My income would also be taking a holiday. When I came into the studio for my final class, I found a table piled high with non-perishable food. Roy and the students, knowing that I was living day to day (as were many of them), had bought boxes, cans and packages of pasta, sauce, vegetables, and other delectables to feed me until classes would start up again. This was the first of many, many times that I would be the recipient of Roy’s enormous generosity.

In February of 1973 Roy and a handful of clowns – me among them – were headed north for a month-long tour of Switzerland. Roy’s grey Ford Taunus was piled high with props, scenery and costumes. We had reached the foot of the alps and were waiting to put the car on the train that would take us through the tunnel to Something-dorf, but our timing was off, and we would have to wait hours until the next train. As I sat in the car stewing with American impatience, I suddenly saw an enormous soap bubble drift up towards the mountain. Then another, and another. Roy had unpacked the props, taken out the dish soap and giant ring, and was creating a bubble show for the waiting cars. You can’t stop a clown from having a good time!

In addition to our tour of the kleintheaters of Switzerland, it turned out that Roy had set up some children’s party performances. “Here’s what we’re going to do”, he said, as we headed off to our first one. Rehearsal, warum? There was some kind of gag involving a long sleeve that he had wrapped around his waist, a very vague scenario, and off we went.  We were called Biff and Boff, and basically we were playing a one-ups-man-ship game, or what Roy liked to call “sempre di piu”.  I marveled at how Roy could create little stories out of nothing with an intensity that brought a room full of children along with him. “Biff, Biff, Biff”, they would yell. I took that as a challenge, and by the third show, some of them were yelling “Boff, Boff, Boff” as well. Roy loved it, since the more we challenged each other, the more exciting the shows became. I think I learned more from those little improvised performances, alone on the stage with Roy, than I did from the whole rest of the tour.

Roy’s ability to dominate the stage was amazing, yet he was an infinitely generous partner. If you were on stage with Roy, you would shine as much as he would shine. I always felt comfortable, whether the show was elaborately rehearsed, or slapped together the day before (and there were plenty of those!) I knew that Roy would make the scene work, and that he trusted me to do the same. If we got lost, one of us would find a way forward, and the other would follow. We were not ideal partners – our characters did not necessarily set each other off. But there was an electricity that always happened between us that made whatever we did exciting. And we always had fun.

Sometime in the 1980’s, Julie Goell, Roy and I ran away to Ticino to prepare for our next tour. Someone had given Roy a set of magician’s nesting bottles, and he and I were trying to put them into a clown number. There were two tubes, and I don’t know how many bottles that we had to make appear. We were making a mess trying to sort out who did what when. Then Julie, with her unique insight, said “Try being Chinese.” So we both changed our postures, drew on our memories of Kung-fu movies, began inventing “ancient wise man say…” proverbs, and spent the rest of the evening laughing so hard that we all had to run to the bathroom repeatedly. And so was born the Chinese Bottle number that became one of our (and our audience’s) favorites.

When I began teaching at Roy’s summer clown/mime school, Il Viaggio del Mimo, I took a look at the collection of teachers – all from different countries, all working in different styles, all with different approaches to teaching – and thought “This will never work!”  But in fact it did work, and the reason it worked was Roy. The variety of people that he was able to bring joyously together made it one of the most influential schools of its time. Much of Roy’s teaching was by example. However, when he demonstrated how to do something, he didn’t expect imitation. He was much happier if his example inspired you to do something that was all your own. That is why so many different kinds of performers and non-performers came to take his courses, and why so many students went on to have careers performing original and innovative work.

If I had to pick one performance of Roy’s that shone above all others, that brought together all of his talents as a mime, as a clown and as an actor, it would be “Act Without Words”, directed by Giorgio Strehler.  In Roy’s interpretation this absurdist solo one-act play became an embodiment of the human tragedy. Looking back on it all, however, I see a kind of irony. Becket’s picture of a hopeless, isolated, meaningless life could not be more opposite to the life Roy lived, so full of joy, love, creativity and an unending generosity of spirit for his family, friends, students, and the many, many people who were lucky enough to watch him perform.

Anhang
00B04

28.September 2020

Don Jordan

letzte Änderungen

Anhang
00B03

11. Oktober 2006

Neue Zürcher Zeitung, Daniele Muscionico

Anhang
00B02

Oktober 2006
Altstadt Kurier, Tom Tafel

Nachruf Roy Bosier

Anhang
00B01

Olli Hauenstein, Sara Bosshard, Roy Bosier

Kiste
20B12

1962/63

Mimestudie Actorstudio Rome mit Blanche Cardinale

Red Briefcase
24B18
Buch
07B18
Black Briefcase
27B19

1974

Steppenwolf

Regie: Fred Haines

Black Briefcase
27B10

4. April 1987

Die Welt – Nr. 80 

Foto: Helferich

Roy Bosier

Bild- und Textfragmente aus einem etappenreichen Leben – Collagierte Zeitungsartikel reihen sich neben Porträtaufnahmen ein, Briefe und Negative erzählen die aussergewöhnliche Geschichte von Roy Bosier. Im Musée Visionnaire haben wir einen ungefilterten Einblick in Roy Bosiers Privatarchiv erhalten und waren von dessen Umfang und Bildgewalt begeistert. Ein klares zeitliches oder thematisches Ordnungssystem konnten wir nicht ausmachen, dennoch wirkten die Artefakte in sich stimmig. Mit jedem Koffer und jeder Mappe verdichtete sich das Gesamtbild. Zusammenhänge wurden sichtbar und Bosiers Leben setzte sich Schritt für Schritt zu einem Ganzen zusammen.

Anstatt einer funktionalen Neu-Strukturierung des Materials wollten wir diesen sinnlichen Zugang bewahren und mit der vorliegenden Publikation erfahrbar machen. Sie kennt keine Leserichtung, kein Erscheinungsdatum. Mit der Zeit soll sich die textliche Ebene um tiefere Informationen zu den einzelnen Bildern erweitern. Dafür sind wir auf die Mithilfe von Freunden und Wegbereitern von Roy Bosier angewiesen und freuen uns über Inputs und Anregungen jeglicher Art. Anekdoten zu Bildern gerne an mail@data-orbit.ch.

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die Unterstützung vom Musée Visionnaire mit Manuela Hitz und Yvonne Türler bedanken, die den Anstoss für die Publikation gaben und immer mit Rat und Tat zur Seite standen. Den inhaltlichen Inputs und dem grossartigen Bildmaterial von Sara Bosshard, der Biografie von Peter Ammann und dem gestalterischen sowie editoriellen Feedback von Jonas Vögeli und Matthias Michel hat die Publikation ihre Form und ihren Umfang zu verdanken.

Nayla Baumgartner, Fabio Menet, Louis Vaucher

Biografie

Roy wurde am 11. März 1931 in Schottland geboren, in Dunfermline, einer Kleinstadt in der Nähe von Edinburgh. Seine Mutter Erika Dietliker, aus Wädenswil gebürtig; war als junge Frau nach Schottland gekommen und hatte da den Auslandschweizer Walter Bosshard – Roys Vater – geheiratet, der Seidenfabrikant war.

Bei Ausbruch des zweiten Weltkriegs kam der kleine Roy mit seiner Mutter und der um drei Jahre älteren Schwester Marianne in die Schweiz. Die Ehe der Eltern war gescheitert, die Mutter gezwungen, für sich und die Kinder eine neue Existenz aufzubauen. So kam Roy zunächst in ein Auffanglager auf der Lenzerheide, wo auch jüdische Kinder waren, und lernte die Schweiz nicht von ihrer rosigsten Seite her kennen.

Wahrscheinlich aufgrund einer frühen und schweren Mumps-Erkrankung waren beide Geschwister schwerhörig. Das wurde aber erst in der Schweiz erkannt, vorher hatten sie als zurückgeblieben gegolten, weil sie nicht im normalen Tempo sprechen lernten. Einzig die Mutter hatte immer an die Intelligenz der Kinder geglaubt, und in der Schweiz bekamen sie dann auch Förderung und ein spezielles Training im Lippenlesen.

Roy, der gerne Medizin studiert hätte, musste sich aus finanziellen Gründen anderweitig orientieren. Nach der Handelsschule machte er eine Kürschnerlehre bei der Zürcher Familienfirma Bisang und absolvierte dann die Modeklasse der damaligen Kunstgewerbeschule.

Parallel dazu besuchte er in die Opernhaus-Ballettschule und bildete sich zum Tänzer aus – sein ausgeprägtes Bewegungstalent hatte sich schon in Schottland gezeigt, als er, vierjährig, in Miss Campells Kindertanzschule dazu ausgewählt wurde, bei der Aufführung die Rolle des Clowns zu spielen.

Nach dem Abschluss der Modeklasse machte er sich auf nach Paris und absolvierte ein Praktikum bei Pierre Cardin; gleichzeitig nahm er Unterricht bei Etienne Decroux, dem Altmeister der Pantomime, zusammen mit Marcel Marceau, Jean-Louis Barrault und Giorgio Strehler. Ein Modehaus in Düsseldorf hätte ihn gern an sich gebunden, aber er entschied sich für das Theater.

Weil der Name «Bosshard» auf französisch wie «beaux arts» klang, legte sich Roy in dieser Zeit den Künstlernamen Bosier zu.

18B05 Auch nach der Ausbildungszeit blieb Roys Arbeitsleben sehr vielseitig: Er trat als Pantomime auf, solo und mit seiner eigenen Truppe, wirkte in den Ballettabenden am Opernhaus mit und entwarf Kostüme. In Siena assistierte er dem Tänzer und Choreographen Alexander Sacharoff bei dessen Sommerakademie; so kam er zum ersten Mal beruflich nach Italien.

Eine Hirnhautentzündung unterbrach dieses aktive Leben plötzlich; sie machte Roy blind, taub und lahm. Die Blindheit ging von selbst zurück, Roys Gehör nahm zum zweiten Mal schweren Schaden, seine Beweglichkeit konnte er aber mit zähem Training wieder voll zurückgewinnen.

Es war charakteristisch für ihn, niemals den Kampf aufzugeben und die Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, ins Positive zu wenden. Da ihm die Welt der Worte nicht so zugänglich war wie den andern, schärfte sich seine Beobachtung für die Körpersprache und Befindlichkeit seiner Mitmenschen.

Als er mit 23 Jahren eine Stelle als Bewegungslehrer an der Film-Schauspielschule VIDES in Rom angeboten bekam, verliess er die Schweiz. – Daraus wurden 28 italienische Jahre, in denen er unterrichtete, seine eigene Schule, das «Teatro Studio», gründete und mit seiner Clowns-Truppe «I Gesti di Roma» auf Tournee ging. Die manchmal prekäre Finanzlage der Truppe brachte er durch Arbeit beim Film wieder ins Gleichgewicht: Er wirkte in einigen berühmt gewordenen Filmen mit, u.a. als Choreograf in Fellinis «Satyricon» und «Roma», als Schauspieler in Fellinis «Clowns», in «Giù la testa» von Sergio Leone und in Fred Haines» Verfilmung von Hermann Hesses «Steppenwolf». Mit seiner Einfühlungsgabe und seinem aussergewöhnlichen Verständnis für körperliche Blockaden wurde er immer wieder aufgeboten, Filmstars bei schwierigen Rollen als persönlicher Coach zu begleiten.

30B18 Ein Höhepunkt seiner eigenen Bühnenlaufbahn war das Engagement bei Giorgio Strehler in Milano, wo er die kahle Welt in Samuel Becketts Einmannstück «Akt ohne Worte» mit seiner ganz eigenen Wärme füllte. Er war ein früher Weggefährte von Christoph Marthaler und hat als Choreograf mit vielen Grossen des Theaters zusammengearbeitet, die alle hier zu nennen wohl zu weit führen würde.

Bei seinem Charme, seiner Herzenswärme und seinem Hang zu Spässen konnte es in Roys Leben an Frauen nicht fehlen. Eine stabile Beziehung war ihm allerdings wegen seiner Ruhelosigkeit lange nicht vergönnt. Eigentlich war erst Sara, seine 1983 geborene Tochter, der Mensch, dem zuliebe er sesshaft werden konnte. Ihr die Sterne vom Himmel zu holen wurde eines seiner grössten Projekte.

41B06 Seit 1987, also fast die letzten 20 Jahre, hat Roy (unterbrochen von gelegentlichen Engagements im Ausland) hier in Zürich gelebt – als hingebungsvoller Vater, als Choreograf, Bewegungstrainer und Darsteller am Schauspielhaus – in den letzten Jahren etwa in «Wilhelm Tell» und «Der gute Mensch von Sezchuan» – und als Physiotherapeut: Ein weiterer Beruf, in dem er sich nach und nach, neben und zwischen all seinen anderen Aufgaben, ausgebildet hatte. Er beteiligte sich intensiv am Leben des Quartiers, in dem er wohnte, richtete u.a. einen Akrobatikkurs für Kinder ein und eine wöchentliche Turnstunde für Erwachsene – und half als Nachbar in allen möglichen Situationen aus.

Sein Freundeskreis wuchs und wuchs, er pflegte alte und neue Beziehungen, an seinem Küchentisch konnte sich jeder Besucher zu einem Gespräch niederlassen, und wer nicht mitessen wollte, musste sich schon kräftig dagegen sträuben.

Roy kannte keine Berührungsängste mit menschlicher Not. Seine Intuition, seine lange Erfahrung und die Liebe zu Körper und Bewegung machten ihn zu einem begehrten Therapeuten. Auch eine Reihe von unheilbar kranken Bekannten und Kollegen hat er mit seinen Massagen gestärkt und auf ihrem letzten Wegstück begleitet. Auf die Frage, ob ihn das denn nicht auslauge, sagte er nur, er habe zuviel Energie, die müsse er sowieso loswerden.

Mitte der 80er-Jahre vergrösserte sich überraschend seine Familie: Der Vater in Schottland war gestorben und seine drei Kinder aus zweiter Ehe (Henry, Magda und Charles), die bis dahin von nichts gewusst hatten, entdeckten, dass sie in der Schweiz Halbgeschwister hatten – daraus ergab sich eine weitere herzliche Beziehung mit gelegentlichen Treffen.

Mit der ihm eigenen Tapferkeit spielte Roy das Herzleiden, das er seit ungefähr zwei Jahren hatte, vor all seinen Freunden herunter. So kommt es, dass kaum jemand mit grösserer Gefahr gerechnet hat, als er Ende August ins Spital musste, um sich am Rücken operieren zu lassen. Sein Herz konnte die Strapazen der Operation nicht verkraften, und nach einer Woche zähen Kampfes war klar, dass er nicht mehr weiterleben konnte.

41B09 Er ist mitten aus dem Leben und aus der Arbeit gestorben. Noch im Juli stand er in «Metropolis» auf der Bühne im Schiffbau, und in seiner Rolle kamen Bewegungen vor, die sein Rücken aus medizinischer Sicht gar nicht mehr machen konnte – die schiere Freude hat ihn durch den Abend getragen. Noch am letzten Tag vor dem Eintritt ins Spital war er auf der Probe, eine Kampfszene einstudieren. Und so, lebensbejahend, unermüdlich unterwegs, für alles offen und stets bereit zu helfen, dürfen wir ihn in Erinnerung behalten.

Peter Ammann

  • Die Publikation «Roy Bosier» ist Teil des digitalen Verlagsprogramm von «Urgent and Moving Editions». Dieses setzt sich zum Ziel, neue Lösungsansätze für das Editieren und Gestalten kultureller Publikationen im Digitalen zu nutzen, um vielfältige Themen aus Kunst, Kultur und Design übers Internet einem breiten Publikum zu präsentieren. Urgent and Moving verlegt digitale Bücher, die multimedial agieren, Inhalte vernetzen und Interaktion zur sinnlichen Vermittlung nutzen.

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